Würzburg (POW) Zwei kulturelle Veranstaltungen zu „Würzburg liest ein Buch“ bietet das Würzburger Wirsberg-Gymnasium, Am Pleidenturm 16, im Rahmen der Literaturwochen an. Zum einen kommt am Freitag, 16. Mai, um 17 Uhr Bischof Dr. Franz Jung in die Schule. Dort liest er im Großen Musiksaal zusammen mit Dr. Dr. Thomas Richter Auszüge aus „Narziß und Goldmund“ und bespricht diese. Zu Gast ist zudem Amor Arnold, ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums, der nach dem Abitur eine Bildhauerlehre im bayerischen „Herrgottswinkel“ absolviert hat und über seinen persönlichen Zugang zum Werk berichtet. Die Lesung findet in Kooperation von Generationen-Zentrum Matthias Ehrenfried, der Liborius Wagner Bücherei und der Pfarrei Sankt Burkard statt. Es handelt sich um eine Veranstaltung im Rahmen des Jubiläumsprogramms „50 Jahre Liborius Wagner Bücherei".
Moderiert wird das Podiumsgespräch von Harald O. Kraus, der zusammen mit Julia Greb direkt nach der Lesung um 19 Uhr eine weitere Veranstaltung im Wirsberg-Gymnasium anbietet: Zusammen mit den schuleigenen Theatergruppen, die sich aus verschiedenen Altersstufen zusammensetzen, werden Szenen aus dem Werk musikalisch umgesetzt. Der Eintritt ist frei. Spenden für die Theaterarbeit der Schule sind willkommen.
Das von Hermann Hesse verfasste Werk „Narziß und Goldmund“ entstand in der Mitte seines Lebens, als der Autor schon seinen persönlichen Weg und damit seinen Platz im Leben gefunden hatte. Um exakt dieses Thema geht es laut Richter auch in dem im Jahre 1929 erstmals erschienenen Roman. Exemplarisch würden die sich kreuzenden Lebenswege des Denkers Narziß und des Künstlers Goldmund dargestellt. „Beide stehen zueinander in einer asymmetrischen Beziehung, die nicht ganz frei von einem geistlichen Missbrauch des Lehrers Narziß zu seinem Schüler Goldmund ist“, erklärt der Germanist und Pharmazeut. Goldmund verlasse das Kloster, das als „Marienbronn“ biographische Parallelen zu Hesses Schulort „Maulbronn“ aufweise. „Diese Zeit hatte der Dichter nicht in bester Erinnerung. Goldmund wird es schließlich sein, der das Kloster verlässt und sich auf Wanderschaft begibt, die ihn mit den großen Themen der menschlichen Existenz – Liebe und Tod – in Berührung bringt.“ Seine Bestimmung finde Goldmund schließlich in einer Bildhauerlehre in einer Stadt, die sehr an Würzburg erinnere.
Besondere Inspiration erfahre er durch eine von Riemenschneider um 1490 geschnitzte Madonna, die heute noch in der Würzburger Pfarrkirche Sankt Burkard zu sehen ist. „Er dachte, daß er und jeder Mensch dahinrinne und sich immerzu verwandle und endlich auflöse, während sein vom Künstler geschaffenes Bild immer unwandelbar das gleiche bleibe“, heißt es in Hesses Buch.
Während Goldmund seine Bestimmung und damit seinen Platz im Leben finde, sei es Narziß, der im Kloster zurückgebliebene Lehrer und Intellektuelle, welcher als blutleerer und eindimensionaler Mensch in seiner abgeschlossenen monastischen Welt gefangen bleibt. „Er durchlebt nicht die Höhen und Tiefen der menschlichen Existenz mit ihren sinnlichen Freuden, aber auch mit ihrem unermesslichen Leid“, erklärt Richter. Über diese Dimensionen wird er bei der Lesung mit Bischof Jung und Arnold, einem Bildhauergesellen und ehemaligen Wirsberg-Schüler, sprechen.
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