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Dokumentation

„Tempel und Altar laden ein, im Gotteslob ganz und heil zu werden“

Predigt von Bischof Dr. Franz Jung beim Gottesdienst zur Altarweihe in der Kirche Sankt Josef der Erlöserschwestern in Würzburg am vierten Adventssonntag, 18. Dezember 2022

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

die Texte des heutigen vierten Adventssonntages können uns verstehen helfen, was die Weihe eines Altares bedeutet und wofür der Altar in der Kirche steht.

Der Altar als Mitte der Kirche

Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben:

Siehe, die Jungfrau hat empfangen, sie gebiert einen Sohn

und wird ihm den Namen Immánuel — Gott mit uns – geben.

So hatte der Prophet Jesaja (Jes 6,14) dem König Ahas geantwortet, der sich kein Zeichen von Gott erbeten wollte. Auch wenn Menschen von Gott kein Zeichen erbitten, Gott setzt selbst ein Zeichen. Jesus Christus, der menschgewordene Gottessohn, ist das Zeichen Gottes. Er ist der „Immanuel“, was übersetzt heißt der „Gott mit uns“.

Der Altar versinnbildet diese Gegenwart Jesu Christi inmitten der Kirche. Er ist das Christussymbol schlechthin. Der feste Altar sagt: Es gibt nur ein unverrückbares Fundament. Dementsprechend ruft Paulus der Gemeinde in Korinth zu (1Kor 3,11): „einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus.“ Deshalb soll es in jedem Kirchenraum auch nur einen Altar geben, der die Einzigkeit Jesu Christi sinnenfällig zum Ausdruck bringt.

Der Altar steht also nicht nur räumlich inmitten der Kirche. Die räumliche Mitte verweist vielmehr auf die geistliche Mitte, von der alles ausgeht und auf die alles zuläuft. Als Mitte gebührt dem Altar besondere Verehrung. Sie kommt in den Riten bei der Altarweihe zum Ausdruck, die dadurch zu einer der feierlichsten Liturgien der Kirche wird. Diesen Riten wollen wir uns nun im Einzelnen zuwenden.

Das Besprengen des Altars mit dem Weihwasser

Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?

Der unschuldige Hände hat und ein reines Herz,

der seine Seele nicht an Nichtiges hängt und keinen trügerischen Eid geschworen hat.

Er wird Segen empfangen vom Herrn und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils.

So haben wir eben im Antwortpsalm gebetet. Psalm 24 versteht sich als Lied zum Einzug ins Heiligtum. Er erinnert eindringlich daran, dass niemand vor Gottes Angesicht treten soll, der sich nicht innerlich vorbereitet hat. Wer vor den lebendigen Gott hintritt und etwas von ihm erbittet, der muss auch bereit sein, sein Leben nach dem Willen Gottes auszurichten. Nicht umsonst erinnerte Jesus daran, dass nur der seine Gabe zum Altar bringen soll, der auch bereit ist, sich mit seinen Schwestern und Brüdern zu versöhnen (Mt 5,23). Denn Gott schenkt Vergebung dem, der selbst bereit ist, anderen zu vergeben.

In diesem Sinn werden wir gleich den Altar mit Weihwasser besprengen. Das Weihwasser erinnert uns zum einen an die heilbringende Tempelquelle, die der Prophet Ezechiel gesehen hat (Ez 47,1-12). Denn es ist das Wasser aus dieser Tempelquelle, das alles neu zum Erblühen bringt. Zugleich erinnert uns das Weihwasser an unsere eigene Taufe. Wir wurden bei unserer Taufe in die Tempelquelle hineingehalten, um mit Christus zu sterben und mit ihm als neue Menschen aufzuerstehen, als Menschen mit reinen Händen und mit einem lauteren Herzen.

Die Salbung des Altars mit dem Heiligen Chrisam

Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen;

denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.

Mit diesen Worten ermutigte der Engel Josef, seine Verlobte Maria nicht im Stich zu lassen, sondern sich zu ihr und dem Kind zu bekennen. Der Engel begründet seine Mahnung mit dem Hinweis auf den Heiligen Geist. Denn jeder Neuanfang in der Geschichte des Heils wird gewirkt durch den Heiligen Geist.

Als Menschen sind wir auf diesen guten Geist Gottes angewiesen. An uns ist es, uns innerlich zu öffnen und dem Geist in unserem Leben Raum zu geben. Vorbild ist dafür Maria, die einzigartiger Weise sich Gottes Geist anvertraut hat und durch diesen Geist Christus in die Welt tragen konnte.

Christus selbst ist der Geistträger schlechthin. Er ist derjenige, der aus der Kraft des Geistes gezeugt wurde. Sein ganzes Leben zeigt, was es heißt, aus dem Geist Gottes zu leben und alles aus diesem Geist heraus zum Guten zu verwandeln. Christus ist deshalb der, der den Heiligen Geist „unbegrenzt gibt“, wie es im Johannesevangelium eindrücklich heißt (Joh 3,34). Deshalb werden wir jetzt gleich auch den Altar mit dem kostbaren Chrisamöl salben, das seit ältesten Zeiten Sinnbild für das Wirken des Geistes ist.

Die Beisetzung der Reliquien im Altar

Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, die dein Angesicht suchen, Jakob.

Der 24. Psalm endete mit dem Verweis auf die Gerechten. Der Beter versteht darunter die Menschen, die in allen Geschlechtern das Angesicht Gottes suchten und suchen. Die Altarweihe verdeutlicht, dass wir uns bewusst hineinstellen in diese Generationenfolge der Gottsucher und derjenigen, die ihr Leben nach Gottes Willen ausgerichtet haben.

Seinen liturgischen Ausdruck findet diese Verbundenheit mit den Betern aller Zeiten durch die Beisetzung der Reliquien im Altar. Den Glaubenszeugen sind wir nahe, wenn wir Eucharistie feiern. Denn in der Eucharistie vereint sich die Kirche der schon vollendeten Gerechten im Himmel mit dem pilgernden Gottesvolk auf Erden.

Die Reliquien des Heiligen Kilian, der Heiligen Teresa von Jesus (oder von Avila) und der Seligen Mutter Alfonsa Maria, der Gründerin der Schwestern vom Göttlichen Erlöser im elsässischen Niederbonn, als deren Ableger sich auch die Kongregation der Erlöserschwestern versteht, werden heute im Altar beigesetzt. Damit kommt die Verbundenheit mit der Ortskirche von Würzburg schön zum Ausdruck wie auch das Geistliche Erbe, dem die Erlöserschwestern sich verpflichtet wissen.

Zu den Heiligen und Seligen, die von der Kirche offiziell zur Verehrung empfohlen werden, gesellen sich aber auch noch die Schwestern dieser Kongregation, die ausgehend vom Würzburger Mutterhaus über Jahrzehnte hinweg treu dem Herrn nachgefolgt sind. Oftmals verborgen oder abseits der großen Öffentlichkeit haben sie durch ihren Lebenseinsatz und ihr Glaubenszeugnis den Menschen in Unterfranken und weit darüber hinaus gedient. Ihnen wird ein ehrendes Andenken dadurch bewahrt, dass ihre Ordenskreuze im Altar gesammelt werden. Auf diese Weise wird deutlich, dass sie im Gebet und der Feier der Eucharistie immer präsent sind und ihr Leben dem Vergessen nicht preisgegeben wird.

Entzünden des Weihrauchs an fünf Stellen

Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben;

denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.

Nach der Ermahnung, Maria treu zur Seite zu stehen, empfängt Josef noch einen wichtigen Auftrag. Er darf das Kind beim Namen nennen. Jesus soll es heißen, was übersetzt „Retter“ bedeutet. Ein Name ist Programm. Er heißt Jesus, weil er sein Volk von den Sünden erlösen wird.

Das Gedächtnis dieser Erlösungstat vollzieht sich in jeder Feier der Eucharistie. Durch die Vergegenwärtigung von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu, „bis er wiederkommt in Herrlichkeit“, versichert sich die Kirche der heilsamen Zuwendung der göttlichen Heilstat. In der Feier der Altarweihe verdichtet sich die Erinnerung an das heilbringende Leiden des Herrn durch die Entzündung des Weihrauchs auf dem Altar.

An fünf Stellen, angeordnet in Kreuzesform, wird der Weihrauch entzündet. Die fünf Stellen sind als symbolischer Verweis auf die fünf Wundmale des Herrn zu verstehen, auf die Wunden, „die leuchten in Ewigkeit“, wie es in der Osternacht bei der Bereitung der Osterkerze so wunderbar heißt. Das wohlriechende Brandopfer des Weihrauchs versinnbildet so das kostbare Sterben des Frommen, das im Psalm 116 besungen wird. Auf diese Weise kommen uns „Gnade und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus“ zu, die Paulus in der heutigen Lesung aus dem Römerbrief seiner Gemeinde zuspricht (Röm 1,7).

Die Liebe zum Altar und zur Feier des Gottesdienstes

Ich will meine Hände in Unschuld waschen und deinen Altar, HERR, will ich umschreiten, um laut das Lob zu verkünden und all deine Wunder zu erzählen.

HERR, ich liebe die Stätte deines Hauses und den Wohnort deiner Herrlichkeit.

Voller Freude und Bewunderung stimmt so der Psalmist in Psalm 26 (Ps 26,6-8) das Lob des Tempels und des Altares an. Es sind für ihn die Orte, an denen er Gott den fälligen Dank abstatten kann. Tempel und Altar laden ein, im Gotteslob ganz und heil zu werden. Der Gottesdienst findet dann seine Vollendung, wenn auch anderen von dem gekündet wird, was einen selbst erfüllt und begeistert.

So wünsche ich Ihnen heute von Herzen die Liebe zu diesem Altar und dieser Kirche. Ich wünsche Ihnen, dass sie Ihnen zum Ort werden mögen, an dem sie wirklich zuhause sind. Wenn dann bei jeder gottesdienstlichen Feier die Nähe Gottes erfahren wird, erleben sie den immerwährenden Advent, die Ankunft des Herrn in dieser Gemeinde und durch diese Gemeinde die Ankunft des Herrn in unserer Welt. Amen.