Würzburg (POW) Für Bischof Dr. Franz Jung ist das die Schlüsselszene der Passion: Ein Soldat sticht mit der Lanze in die Seite Jesu, aus der dann Blut und Wasser fließen. „Dieses geöffnete Herz des Herrn bleibt geöffnet. Auch nach dem Stich ins Herz verkrampft es sich nicht, wie so oft bei uns.“ Auf Golgotha werde die Vision des Ezechiel wahr: Gott nehme das Herz aus Stein aus der Brust der Menschen und gebe ihnen ein Herz aus Fleisch, fähig zur Anteilnahme und zum Mitgefühl. „Schauen wir heute am Karfreitag auf dieses Herz und lassen wir uns von ihm im Innersten heilen und verwandeln“, sagte Bischof Jung bei der Feier der Liturgie vom Leiden und Sterben Christi am Karfreitag, 18. April, im Würzburger Kiliansdom.
Im ganzen Bistum Würzburg gedachten die Gläubigen des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Die traditionelle Karfreitagsprozession in Lohr am Main zog mehrere tausend Menschen an. Der Karfreitag zählt mit dem Gründonnerstag und dem Karsamstag zu den gesetzlich geschützten „stillen Tagen“, für die Katholiken ist er gebotener Fasten- und Abstinenztag. Die über 3000 Glocken im Bistum Würzburg sind seit Gründonnerstagabend verstummt und werden erst in der Nacht zum Ostersonntag wieder erklingen.
Bei den sogenannten Großen Fürbitten des Karfreitags beteten die Gläubigen für die heilige Kirche, für den Papst, für alle Stände der Kirche, für die Taufbewerber, für die Einheit der Christen, für die Juden, für alle Menschen, die nicht an Christus glauben, für alle Menschen, die nicht an Gott glauben, für die Regierenden und für alle Not leidenden Menschen. Zusätzlich wurde in diesem Jahr im Bistum Würzburg auch für die an Leib und Seele Missbrauchten gebetet. Bei der Kreuzverehrung wurde das Kreuz enthüllt, den Gläubigen gezeigt und in stillem Gebet verehrt. Die Würzburger Domsingknaben unter der Leitung von Domkantor Julian Beutmiller sangen die „Johannespassion, op. 18“ von Alois Maria Müller, „Eli, Eli!“ von Georgius Bárdos, „O crux ave“ von Rihards Dubra, „Popule meus“ von Tomás Luis de Victoria und „Also hat Gott die Welt geliebt“ von Heinrich Schütz.
In seiner Predigt erinnerte Bischof Jung wie bereits am Gründonnerstag an die Enzyklika „Dilexit nos – Er hat uns geliebt“ von Papst Franziskus. Darin moniere der Papst: „Es fehlt das Herz.“ Diese Herzlosigkeit werde am Karfreitag in der Passion auf beklemmende Weise vor Augen geführt. Judas verzocke sich bei seinen Machtspielen. Herzlos seien die Jünger, die ihren Herrn und Meister im Stich lassen und sogar noch verleugnen. Die Folterknechte hätten Freude am Quälen. Herzlosigkeit attestierte Bischof Jung auch Pontius Pilatus. Diesem seien die ewigen Querelen und Religionsfragen nur lästig, und er frage daher nicht, was Wahrheit sei. Hoffnungszeichen seien Menschen mit Herz wie Maria und Jesu Lieblingsjünger Johannes. Sie hätten keine Furcht vor der Menge und harrten aus, auch wenn es ihnen das Herz zerreiße angesichts der eigenen Hilflosigkeit und Ohnmacht, mit der sie dem Leiden des geliebten Menschen gegenüberstünden. Das von der Lanze geöffnete Herz Jesu werde zur Quelle des Heils für die Kirche, ja für die ganze Welt.
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Am Abend zuvor hatte Bischof Jung die „Drei österlichen Tage vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und der Auferstehung des Herrn“ mit der Feier vom Letzten Abendmahl im Kiliansdom eröffnet (siehe eigener Bericht).
Höhepunkt der Feier der drei österlichen Tage und des gesamten Kirchenjahrs ist die Osternacht. Bischof Jung feiert sie am Samstag, 19. April, um 21.30 Uhr im Dom. Die Osterkerze wird am Osterfeuer im Innenhof des Domkreuzgangs entzündet. Danach singt ein Diakon das sogenannte Exsultet, das Lob auf die Osterkerze. Bei den Lesungen wird an die Heilstaten Gottes seit Erschaffung der Welt erinnert. Im Zentrum der alttestamentlichen Texte steht der Durchzug durch das Rote Meer. Beim Gloria erklingen wieder die Glocken, und Orgelmusik setzt ein. Die neutestamentliche Lesung aus dem Römerbrief weist auf das neue Leben der Getauften durch die Auferstehung Jesu hin. Im Evangelium mit dem Halleluja-Ruf wird die Botschaft vom leeren Grab verkündet – in diesem Jahr, wie sie der Evangelist Lukas berichtet. Tauf- und Eucharistiefeier sind weitere Teile dieser Nachtfeier, der „Mutter aller Vigilien“. Die Mädchenkantorei am Würzburger Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Rüth gestaltet die Feier mit „Antwortgesängen zur Osternacht“ von Alexander Rüth und Otmar Faulstich, „Surrexit pastor bonus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, „O filii et filiae“ (Oratorium Christus) von Franz Liszt, „Messe pour deux voix égales“ von Cecile Chaminade und „Incantation pour un jour saint“ (Lumen Christi) von Jean Langlais. Domorganist Professor Stefan Schmidt spielt die Klais-Orgel.
Bischof Jung feiert das Pontifikalamt am Ostersonntag, 20. April, um 10 Uhr im Kiliansdom. Es wird begleitet vom Würzburger Domchor und Orchester unter der Leitung von Domkapellmeister Rüth mit der „Messe in D“ von Antonín Dvořák und einer Improvisation über die Ostersequenz „Victimæ paschali laudes“ von Domorganist Schmidt. Solisten sind Anke Hájková Endres (Sopran), Anneka Ulmer (Alt), Stefan Schneider (Tenor) und Johannes Weinhuber (Bass). Zur Pontifikalvesper um 17 Uhr mit Bischof Jung singt die „Schola Cantorum“ gregorianische Gesänge zu Ostern. An der Klais-Orgel ist Domorganist Schmidt zu hören. Der Gottesdienst am Ostermontag, 21. April, um 10 Uhr im Kiliansdom wird begleitet von der Frauenschola „Vox anima“ unter der Leitung von Domkantor Julian Beutmiller mit deutschen Liturgiegesängen und „Final aus 6ème Symphonie“ von Louis Vierne. Zelebrant ist Domdekan Dr. Jürgen Vorndran.
An Ostern feiern die Christen das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi. Es ist das höchste Fest der Christenheit. Seine Wurzeln liegen im jüdischen Passah-(Pessach-)Fest. Ostern wird am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert. In der frühchristlichen Zeit war die Osternacht die große Taufnacht der Kirche. In der katholischen Kirche segnet der Priester in der Osternacht das Taufwasser für das Jahr. Die Gläubigen nehmen das Wasser mit nach Hause, es soll sie und ihre Häuser vor Unheil schützen. Weiter werden vielerorts Speisen wie Ostergebäcke, Schinken und Eier gesegnet. Mit dem Osterfest beginnt die 50-tägige Osterzeit, die am Pfingstfest endet.
mh (POW)
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