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„Hüter der Flamme, nicht der Asche“

Herbstvollversammlung des Diözesanrats
Diözesanratsvorsitzender Wolf warnt vor Aufweichung des Lebensschutzes und mahnt gesellschaftliche Solidarität an ‒ Bischof Jung: Neuer Diözesanpastoralrat stärker synodal ausgerichtet

Würzburg (POW) Zu politischer Verantwortung, gesellschaftlichem Zusammenhalt und kirchlicher Offenheit hat Diözesanratsvorsitzender Dr. Michael Wolf, Vorsitzender des höchsten Laiengremiums im Bistum Würzburg, aufgerufen. In seinem „Bericht zur Lage“ bei der Herbstvollversammlung vor rund 90 Delegierten im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten warnte er am Freitag, 10. Oktober, insbesondere vor einer Aufweichung des gesetzlichen Lebensschutzes und plädierte für eine stärkere Unterstützung von Familien und sozial Schwachen. Bischof Dr. Franz Jung erklärte in seinem Wort an die Delegierten, der künftige Diözesanpastoralrat solle wie bisher in wechselseitiger Solidarität und Loyalität die Diözese Würzburg repräsentieren. Neu sei aber die Verbindlichkeit der Ergebnisse, die Wahl der Delegierten und die synodale Arbeitsweise.

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um eine Reform des Paragraphen 218 betonte Wolf, der Schutz menschlichen Lebens sei ein unverrückbarer Wert. „Eine Änderung oder Aufweichung der bestehenden Gesetzeslage würde das Leben weniger schützen und die Gesellschaft erneut spalten“, sagte er. Die derzeitige Regelung habe sich nach jahrzehntelangen Debatten bewährt. Eine Rückkehr zu liberaleren Fristenlösungen wie in der DDR sei nicht erstrebenswert. Statt juristischer Neuregelungen brauche es mehr gesellschaftliche Unterstützung für Familien und Alleinerziehende, damit Kinder kein Armutsrisiko darstellen. „Kinder sind unsere Zukunft“, betonte Wolf.

In seiner Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen kritisierte der Diözesanratsvorsitzende die politischen Auseinandersetzungen um das Bürgergeld und mahnte zu einem ausgewogenen Blick. Wer Hilfe brauche, müsse diese auch erhalten, betonte Wolf: „Das Infragestellen von Unterstützung aufgrund möglichen Missbrauchs ist nicht redlich.“ Zugleich forderte er Reformen, die sich stärker am Menschen orientieren als an Institutionen. Eine gerechte Sozialpolitik müsse denjenigen ein würdiges Leben ermöglichen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht am Erwerbsleben teilhaben können.

In Bezug auf die Gesundheitspolitik äußerte Wolf Sorge über den Ärztemangel in ländlichen Regionen. Trotz hoher Studierendenzahlen in der Medizin fehle es an Hausärzten. Klinikschließungen verschärften die Situation zusätzlich. Reformen müssten regionaler gedacht werden, sagte er, und warnte vor unsozialen Maßnahmen wie einer Praxisgebühr: „Das trifft die mit niedrigem Einkommen über Gebühr.“

Auch zur Künstlichen Intelligenz nahm Wolf Stellung. Sie sei kein Heilsbringer, aber auch keine Bedrohung. „KI ist ein Werkzeug, keine Gefahr“, sagte er. Wichtig seien klare Regeln, um Urheberrechte und den Schutz geistigen Eigentums zu sichern.

Kirchenpolitisch lobte Wolf das besonnene Auftreten des neuen Papstes, äußerte jedoch Kritik an dessen Zurückhaltung gegenüber queeren Personen. „Die Aufgabe des Christentums ist Integration, nicht Segregation“, sagte er. Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare sollten nicht übermäßig reglementiert werden. Die Kirche müsse sich dem gesellschaftlichen Wandel stellen: „Wir sind die Hüter der Flamme, nicht der Asche.“

Bischof Jung betonte gegenüber dem Diözesanrat, die Kontrolle von Macht geschehe nach dem Prinzip der Synodalität nicht durch Aufsicht, sondern durch Transparenz, Rechenschaft und Evaluation. Der Diözesanpastoralrat solle die Anliegen aller Getauften und Gefirmten im Blick haben, „auch wenn sie diese nicht selbst vortragen können“. Dem Gremium gehören künftig neben dem Bischof Vertreter von Diözesanleitung, Priesterrat, Diözesanrat, Vertreterversammlung des Diözesan-Caritasverbands, Orden und Gruppen der Mitarbeitenden an. Besonders zu berücksichtigen seien die Anliegen von Menschen, die wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen, Pflichten in der Betreuung von kranken Angehörigen oder anderer Gründe nur begrenzt Möglichkeit haben, an synodalen Prozessen teilzunehmen. Auch müsse eine stärkere Beteiligung von Frauen, jungen Menschen sowie Menschen am Rande der Gesellschaft gefördert werden.

„Das Beraten und Entscheiden im Diözesanpastoralrat zielt auf das Erreichen weitreichender Konsense, die Parteilichkeiten verhindern oder überwinden“, erklärte Bischof Jung. Wenn das Gremium einen Beschluss fasse, werde dieser vom Bischof in Kraft gesetzt. Wo keine Einigungzustande komme, greife das sogenannte Konsentverfahren. Dieses ziele darauf, eine Lösung zu finden, gegen die keine Seite gravierende Einwände vorbringe. Falls auch dieses Verfahren zu keiner Lösung führe, könne der Bischof in begründeten Ausnahmefällen auch ohne Zustimmung des Diözesanpastoralrats eine Entscheidung treffen.

Zum Abschluss des Tages referierte Professor Dr. Martin Stuflesser, Inhaber des Würzburger Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft, aus Anlass von 50 Jahren Würzburger Synode und 60 Jahren Zweites Vatikanisches Konzil über „Treue in lebendigem Wandel ‒ ein Blick zurück nach vorn“ (eigener Bericht folgt). Bischof Jung gestaltete im Anschluss die Abendandacht in der Kilianskapelle des Exerzitienhauses.

mh (POW)

(4225/1045; E-Mail voraus)

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