Würzburg (POW) „Gott ist stärker als all das, was unser Leben erniedrigt und kleinmacht.“ Das hat Weihbischof Ulrich Boom beim Pontifikalamt am Fest der Darstellung des Herrn am Mittwochabend, 2. Februar, im Würzburger Dom betont. Das Fest ist im Volksmund als „Mariä Lichtmess“ bekannt. Der Weihbischof segnete am Menoraleuchter zu Beginn des Gottesdiensts die Kerzen, die im Dom benötigt werden. Dann zogen er und die Konzelebranten Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran und Domvikar Monsignore Dr. Matthias Türk mit Bischof Dr. Franz Jung und dem Domkapitel in einer Lichterprozession zum Altar. Am Ende des Gottesdiensts unter Coronabedingungen spendete der Weihbischof zunächst vom Altar aus den allgemeinen Blasiussegen, ehe er und weitere Priester den Gläubigen mit Abstand den persönlichen Blasiussegen erteilten.
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In seiner Predigt erinnerte der Weihbischof daran, dass an diesem Tag vor 100 Jahren die heilige Edith Stein gefirmt wurde. Wegen ihrer jüdischen Abstammung ermordeten die Nationalsozialisten sie 1942 in Auschwitz-Birkenau. Steins Suche nach Gott sei in die Entscheidung gemündet, Christin, Katholikin und Karmelitin zu werden. „Nicht so sehr findet sie Gott, sondern Gott findet einen suchenden Menschen.“ In Taufe und Firmung habe Stein nicht ihren jüdischen Glauben weggeworfen, sondern ihrer Glaubenssuche eine neue Orientierung gegeben, sagte der Weihbischof.
Das Fest der Darstellung des Herrn trage in der Ostkirche den Namen „Fest der Begegnung“. „Gott begegnet in dem Christuskind seinem Volk, den suchenden Menschen“, erklärte der Weihbischof. Es dauere manchmal ein langes Leben, bis die Menschen Gott finden, bis Gott sie finde. „Er steht auf der Seite der Kleinen und Schwachen. Sein ist die Herrlichkeit, er will Licht sein in den dunklen Stunden unseres Lebens. Sein ist die Kraft, er will unsere Stärke sein, wenn wir dem Leben ohnmächtig gegenüberstehen.“ Edith Stein habe in einem Gedicht, „vielleicht schon ahnend, welchen Weg sie als Jüdin und Christin zu gehen hat“, geschrieben: „So will dein Lied ich singen wie ich es dir versprach, mein Lebensopfer bringen von Neuem Tag um Tag.“
Die Kirche feiert das Fest der Darstellung des Herrn am 2. Februar. Nach dem Evangelium des Lukas wird Jesus als der erstgeborene Sohn 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel nach Jerusalem gebracht. Für die Mutter erfolgt ein Reinigungs- und Segensritus. „Darstellung des Herrn“ meint, dass Jesus Gott geweiht, übereignet ist. Im Tempel kommt es zur Begegnung mit dem Propheten Simeon und der alten Prophetin Hannah, die schon viele Jahre ihren Dienst an diesem heiligen Ort versehen. Simeon preist Jesus als das Licht der Welt.
Musikalisch gestaltete der Konzertchor der Mädchenkantorei unter der Leitung von Domkantor Sebastian Ferenz den Gottesdienst.
Stichwort: Mariä Lichtmess
Ab dem vierten Jahrhundert wurden am Lichtmesstag die für das nächste Jahr benötigten Kerzen geweiht, weshalb Wachsmärkte, eben Licht(er)messen, durchgeführt wurden. Daher hat sich der Name „Mariä Lichtmess“ eingebürgert. In vielen Kirchen finden Kerzenweihen und Lichterprozessionen statt. Mit Einführung des neuen Allgemeinen Römischen Kalenders von 1969 wurde dieses Fest in „Darstellung des Herrn“ umbenannt, um die biblische Wurzel zu unterstreichen. Im Volksbrauch und im bäuerlichen Leben ist Lichtmess ein besonderer Tag: beispielsweise wurden Dienstverträge erneuert. Die Herrschaften können wieder am Tag, ohne Licht, zu Abend essen. Das Wetter des Lichtmesstages gibt nach einer alten Bauernregel Auskunft über die Dauer des Winters: „Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz noch nicht so schnell.“
mh (POW)
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