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„Eine besondere Schule“

Bischof Dr. Franz Jung besucht Vinzentinum im Stadtteil Grombühl – Kombination aus katholischer Grund- und Mittelschule sowie Tagesheim beeindruckt den Besucher

Würzburg (POW) Eine katholische Grund- und Mittelschule mit angeschlossenem Tagesheim gibt es im Bistum Würzburg nur einmal. Bischof Dr. Franz Jung hat das Vinzentinum im Würzburger Stadtteil Grombühl am Donnerstag, 21. März, besucht, um sich vor Ort über die Einrichtung zu informieren. Begleitet wurde er von Ordinariatsrätin Dr. Christine Schrappe, Leiterin der Hauptabteilung Bildung und Kultur, sowie dem Leitenden Schulamtsdirektor im Kirchendienst Jürgen Engel, Leiter der Abteilung Schule und Hochschule.

Aus dem Lautsprecher in der Sporthalle kommt ein kräftiger Hip-Hop-Beat. Die Schülerinnen und Schüler der siebten Klasse laufen im Takt der Musik Formen auf dem Boden ab: ein Rechteck, ein Quadrat, ein Dreieck oder einen Kreis. Danach formen sie mit ihren Körpern Ebenen darüber. Mal waagrecht, mal schräg, mal senkrecht. Schnell wird klar: Unter der Anleitung ihres Lehrers Dominik Blank geht es hier um die ganzheitliche Auseinandersetzung mit geometrischen Körpern wie Quader, Würfel oder Pyramide.

Die Schülersprecher Mia Seubert und Abdelkader Mohamad, beide in der 10. Klasse und kurz vor dem Mittleren Abschluss, begleiten den Bischof an diesem Vormittag durch „ihre“ Schule. Erste Gesprächspartner für den Besucher sind Andrea Bomba und Kathrin Kühne vom Elternbeirat. Bombas Sohn und Kühnes Tochter sind zwei von insgesamt 208 Schülerinnen und Schülern am Vinzentinum. 127 davon besuchen die Mittelschule, 81 die Grundschule. Kühne findet die enge Vernetzung von schulischem Unterricht und Nachmittagsbetreuung besonders wertvoll. „Die Teilnahme an der Nachmittagsbetreuung ist für alle verpflichtend.“ Das schaffe Struktur und fördere auch soziale Kontakte der Kinder. „Ich finde prima, dass hier christliche Werte großgeschrieben werden“, betont Bomba.

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Regelmäßige Gottesdienste gehörten ebenso zum Programm wie Tischdienste, die in den Nachmittagsgruppen zu leisten sind. Dem Bischof schwärmen beide auch vom reformpädagogischen Programm nach dem Marchtaler Plan vor. Dieser sieht selbstgesteuertes Lernen als täglichen Teil des Unterrichts vor. Laut den Worten der beiden Elternbeiratsvertreterinnen ist die Nachfrage auf einen Platz in der Mittelschule weit größer als das Angebot. Das Einzugsgebiet reiche bis ins weitere Würzburger Umland.

In der dritten Klasse von Lehrerin Nicole Kilian-Dürr nimmt Bischof Jung an einer Runde gemeinsamen Philosophierens teil. „Wofür bist Du wirklich dankbar?“ lautet die Frage. „Für mein Leben“, „Dafür, dass wir hier in Frieden leben können“, „Dafür, dass ich geliebt werde und Freunde habe“, lauten einige der Antworten. Der Bischof zeigt sich beeindruckt von den Antworten und erklärt den Schülerinnen und Schülern, dass er allen Menschen, die zweifelten, ob es Gott gibt, rate: „Schau, ob es am Ende des Tages drei Dinge gibt, für die Du nichts aktiv getan hast, und für die Du trotzdem dankbar sein kannst.“

Die Kinder der ersten und zweiten Jahrgangsstufe werden in zwei jahrgangsgemischten Klassen unterrichtet. Das helfe den Neuen beim Eingewöhnen, weil die Älteren ganz selbstverständlich vormachten, wie der Alltag in der Klasse aussieht. Bischof Jung blickt den Kindern bei der Freien Stillarbeit, wie das selbstgesteuerte Lernen offiziell heißt, über die Schulter. Zu Beginn jeder Woche geben die Lehrkräfte den Schülern Aufgaben für die verschiedenen Fächer mit. Wann diese welche bearbeiten, liegt in ihrer Entscheidung. Außerdem bewundert der Bischof die gestaltete Mitte im Klassenzimmer, die sich aktuell um die Karwoche und Ostern dreht.

Bei Kaffee und Gebäck in der Aula der Schule stärkt sich der Besucher in der Pause und tauscht sich mit den insgesamt 19 Lehrkräften aus, die als Klassen- oder Fachlehrer oder in der Schulleitung tätig sind. „Wir haben eine Schülerfirma names ‚Café Vinz‘, die Pausenverpflegung verkauft. Hier lernen die Schüler, selbständig zu planen und abzurechnen.“ Heute ist der beliebte „Leberkäse-Donnerstag“. Beim Anstehen gibt es zwischen ganz Großen und ganz Kleinen keine Rangeleien. „Wir legen Wert auf respektvollen Umgang“, betont Schulleiter Peter Nossol. Selbstverständlich bekommt auch der hohe Gast ein Brötchen kredenzt.

Mit Mittelschülern feiert der Bischof in der Hauskapelle einen Gottesdienst. Jugendseelsorger Thorsten Kneuer, Diözesanreferent für Schulpastoral, lädt die Jugendlichen zum Bibliolog ein. Er trägt die biblische Erzählung vom verlorenen Sohn vor und lädt dazu ein, in Worte zu fassen, was wohl der verlorene Sohn, dessen Vater und der ältere Bruder jeweils gedacht haben. „Du kannst mitmachen, aber Du musst nicht. Alles, was Du denkst, darfst Du auch sprechen“, gibt er als Anleitung mit. Die Erzählung bewegt und beschäftigt die jungen Leute, wie aus den vielen Wortmeldungen deutlich wird. Nach einer knappen Stunde erteilt der Bischof zum Abschluss den Segen.

Auch in den Fachräumen für Englisch und Musik, wo jeweils Fachlehrerinnen arbeiten, schaut Bischof Jung vorbei. Bei Musiklehrerin Edith Endres singt die Klasse ihm zunächst ihre mit Schattentheater und Tanzelementen aufgepeppte Version von Adel Tawils Song „Menschenkinder“ vor, ehe der Bischof mit Endres an der Geige bei einem Stück von Leopold Mozart seine Querflötenfähigkeiten zeigt.

Bischof Jung wechselt weiter in das Tagesheim. Dort sind die Grundschüler schon anzutreffen, deren Unterricht früher als der in der Mittelschule endet. Einige kicken im großen Innenhof, andere beschäftigen sich still. Christine Landeck ist eine der Erzieherinnen, die sie betreut. „In den Nachmittagsgruppen essen die Kinder zu Mittag, danach machen sie unter unserer Aufsicht die Hausaufgaben.“ Da es am Donnerstag keine Hausaufgaben gebe, werde an diesem Nachmittag immer ein besonderes Programm angeboten. „Wir haben uns zum Beispiel mit dem Thema ‚Vögel im Winter‘ auseinandergesetzt.“ Zudem biete das Tagesheim Ferienbetreuungen an, zum Beispiel kürzlich eine Woche nach Karlburg. „Außerdem gibt es Interessensgruppen an den Samstagen. Ich habe kürzlich mit Kindern Kuchen gebacken: jeweils einen mit Hefe-, Rühr- und Mürbteig.“

Im Konferenzraum des Tagesheims tauschen sich Tagesheimleiter Joachim Volpert und die Erzieherinnen und Erzieher mit dem Besucher über ihre Tätigkeit aus. Es sei nicht mehr selbstverständlich, dass Eltern mit Grundschülern abends gemeinsam lesen. Mittelschüler umgekehrt seien nicht mehr automatisch an die Freizeitgestaltung in der Gemeinschaft gewöhnt. Um hier etwas entgegenzusetzen, gebe es Aktionen wie Floßbau und -fahren auf der Saale – „auf dem Stück, wo das aktuell noch erlaubt ist“, wie Anton Klemm, stellvertretender Leiter des Tagesheims, augenzwinkernd betont.

Nach einem Mittagessen in einer der Tagesheimgruppen tritt Bischof Jung am frühen Nachmittag die Rückreise in die Würzburger Innenstadt an – standesgemäß mit dem „Vinz-Express“, einem für Personenfahrten zugelassenen, von einem Traktor gezogenen Anhänger. Eine Gruppe des Tagesheims leistet dem Bischof Gesellschaft. „Vielen Dank, es war ein toller Vormittag an einer besonderen Schule“, sagt der Bischof zum Abschied.

mh (POW)

(1324/0339; E-Mail voraus)

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