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Ehe als „Pilgerweg des Vertrauens“

Weihbischof Ulrich Boom feiert Gottesdienst mit Ehejubilaren aus den Dekanaten Alzenau, Aschaffenburg-Ost, -Stadt und -West, Miltenberg, Obernburg und Haßberge – Begegnung auf dem Kiliansplatz

Würzburg (PW) Als „Zeuginnen und Zeugen des Vertrauens“ hat Weihbischof Ulrich Boom beim Pontifikalgottesdienst für die Ehejubilare am Donnerstagabend, 4. Juli, die Frauen und Männer bezeichnet, die auf 50, 60 oder 65 gemeinsame Jahre zurückblicken können. Rund 1100 Menschen aus den Dekanaten Alzenau, Aschaffenburg-Ost, -Stadt und -West, Miltenberg, Obernburg und dem Raum Haßberge nahmen an der Feier im Würzburger Kiliansdom teil. Alle zusammengenommen, könnten die anwesenden Ehepaare „auf einige Jahrtausende Lebensgeschichte“ zurückblicken, sagte der Weihbischof mit einem Lächeln. „Für dieses Geschenk Ihres Lebenszeugnisses sage ich Ihnen ein großes und herzliches Danke. Bitten wir Gott, dass Sie und letztlich wir alle seine Treue zu uns spüren und das Ziel unseres Lebens erreichen.“

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Der Festgottesdienst war der diesjährigen Kiliani-Wallfahrtswoche vorgeschaltet. Diese steht unter dem Motto „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“. Gemeinsam erneuerten die Jubelpaare im Dom ihr Eheversprechen. Nach dem Gottesdienst ließen sich die Ehepartner von Weihbischof Boom, Bischof Dr. Franz Jung, Domkapitular Christoph Warmuth und weiteren Priestern und Diakonen segnen.

In seiner Predigt bezeichnete der Weihbischof die Ehe als einen „Pilgerweg des Vertrauens“. „Damit zeigen Sie nicht nur, wie Gott zu den Menschen hält und Christus zur Kirche steht, sondern Sie bestärken auch eine säkulare Gesellschaft, wie Leben gelingen kann. Wo wir in Liebe zueinander stehen und füreinander sorgen, einander ertragen und verzeihen, da wird Vertrauen sichtbar und gestärkt.“ Der Weihbischof machte das an einem Beispiel deutlich. Vor vielen Jahren habe er auf dem Jakobsweg ein starkes Bild für einen gemeinsamen Lebensweg erleben dürfen. Ein Ehepaar und eine Schwägerin des Paares seien 700 Kilometer von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela gelaufen. „Der Mann war blind. Während des ganzen Weges hielt er sich an der Schulter seiner Frau fest. Die Schwägerin zog einen kleinen Wagen mit dem Gepäck.“ Eine Ehe leben heiße, aneinander zu hängen, auch abhängig zu sein, sagte der Weihbischof. Um eine Ehe zu leben brauche es aber auch Helferinnen und Helfer, denn oft schleppe man viel an Ballast bis hin zu Fragen und Sorgen, die das Leben aufstelle und aufwerfe.

Weihbischof Boom erinnerte die Paare an das Eheversprechen, welches diese sich vor 50, 60 oder 65 Jahren gaben. Dieses hätten sie „Stück für Stück, Schritt für Schritt mit Leben gefüllt“. Mancher Schritt sei dabei vielleicht hinkend, beschwerlich, zögerlich gewesen. „Das gehört zum Weg dazu. Wir sind und bleiben Menschen, auch wenn unser Weg unter dem Segen Gottes steht, auch wenn wir in unserem Zusammengehören Bild der Liebe Gottes zu uns Menschen sind“, führte der Weihbischof aus. Jeder Tag sei neu, und an jedem Tag müsse erneut das „Ja“ gesprochen werden. Dabei sei das Leben heute komplizierter geworden. „Als Sie geheiratet haben – 1954, 1959 oder 1969 – war das eine Zeit des Aufbruchs bis in die 1970er Jahre hinein. Der Mensch ist eher vorsichtiger geworden und im Blick auf die Zukunft auch skeptischer.“

Der „Geist der Verzagtheit“ sei keine Hilfe, betonte der Weihbischof mit Blick auf das Motto der Kiliani-Wallfahrtswoche. Gott wolle den Menschen „den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ schenken. „Wenn Sie heute und in diesem Jahr dankbar auf die gemeinsamen Jahrzehnte zurückschauen, dann sind es diese Gaben, die Sie haben weitergehen lassen. Zwei sind mehr als einer, geteilte Kraft verdoppelt sich.“ Liebe bedeute, einander anzunehmen mit allen Eigenheiten, Ecken und Kanten, sie erwachse aus dem Verstehen und dem Zueinanderstehen. Wo man einander blindlings vertraue – und es Menschen gebe, die mitgehen, liebevoll begleiten und besonnen raten –, könne man getrost in die Zukunft gehen.

Das Meer des Lebens sei nicht frei von Turbulenzen, fuhr der Weihbischof fort. „Manchmal steht uns sogar in der Ehe das Wasser bis zum Hals.“ Die Ursachen könnten die Verwandtschaft oder Nachbarn sein, gesellschaftliche Meinungen oder schicksalhafte Ereignisse wie Krankheit oder Leid. „Wir mögen noch so mutig sein wie Petrus, plötzlich spüren wir, dass wir keinen Boden unter den Füßen haben.“ Dann sei Jesus der Dritte im Bunde, der das Lebensgepäck mitziehe und mittrage: „Habt Vertrauen, ich bin bei euch, fürchtet euch nicht.“ Beim Verlassen des Doms erhielten die Eheleute Lebkuchenherzen mit der Aufschrift „Ich verspreche Dir die Treue“.

Auf dem Kiliansplatz zwischen Dom und Neumünster war nach dem Gottesdienst bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen Zeit für Begegnungen. „Immer wieder verzeihen, auch wenn es mal dicke kommt“, nannten Ortrud und Manfred Hasenstab aus Roßbach (Dekanat Obernburg) als Tipp aus fünf Jahrzehnten Ehe. Ortrud Hasenstab empfahl zudem, für eine Aussprache lieber „neutralen Boden“ als die eigene Wohnung zu nehmen. „Nicht auf seiner Meinung beharren“, ergänzten Ingeborg und Toni Maier aus Sulzbach am Main, die ebenfalls auf 50 Ehejahre zurückblicken. Besser sei es, aufeinander zuzugehen und über alles zu reden.

Einen praktischen Tipp hatten Christa und Erhard Hock aus Haibach, die seit 60 Jahren verheiratet sind: „Man muss sich gegenseitig im Alltag helfen und darf sich nicht gegenseitig die Alltagsarbeit zuschieben.“ Man müsse aber auch einmal nachgeben können, waren sie sich einig. „Man muss Streit vermeiden“, rieten Katharina und Helmuth Küffner aus Haibach, ebenfalls seit 60 Jahren verheiratet. Es sei unbedingt wichtig, sich wieder auszusprechen.

„Treue, Verständnis, Vertrauen, Ehrlichkeit und eine lange Leine für jeden“, das nannten Ursula und Robert Ritter aus Waldaschaff, die seit 50 Jahren verheiratet sind, als wichtige Voraussetzungen für eine gelingende Ehe. „Nicht gleich bei jedem Konflikt davonlaufen und es immer wieder miteinander versuchen“, lautete der Rat von Hildegard und Heiner Malsy aus Großostheim-Ringheim, ebenfalls seit 50 Jahren verheiratet. „Vor dem Einschlafen sollte alles geklärt sein“, betonte Heiner Malsy.

„Man muss einfach durch dick und dünn miteinander gehen. Jeder sollte auf den anderen ein wenig Rücksicht nehmen“, beschrieb Hannelore Geisel aus Limbach (Dekanat Haßberge), die seit 50 Jahren mit ihrem Mann Werner verheiratet ist. „Und immer zueinander stehen“, ergänzten Erna und Otmar Burger aus Haßfurt, die ebenfalls auf 50 Ehejahre zurückblicken können.

sti (POW)

(2819/0737; E-Mail voraus)

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