Würzburg (POW) Die „Konferenz der Mentor:innen und Ausbildungsleiter:innen“ (KMA) für Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten hat sich von Montag, 29. September, bis Donnerstag, 2. Oktober, zu ihrer Bundeskonferenz im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg getroffen. Die Veranstaltung mit insgesamt 37 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den deutschen (Erz-)Diözesen und einer Vertretung aus Österreich (Innsbruck) stand unter dem Motto „Sprung in den Staub: Elemente einer risikofreudigen Pastoral“. Neben einem Studienteil mit dem Pastoraltheologen Dr. Wolfgang Beck, Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, stand auch ein Gespräch mit Bischof Dr. Franz Jung auf dem Programm. „Wir brauchen Zugänge zum Beruf, die möglichst viele Menschen abholen“, sagte der Bischof.
Es gebe nicht mehr die „Idealkarriere“, sagte Bischof Jung. Aber es sei spannend zu sehen, auf welchen Wegen die Menschen zum Beruf der Pastoralreferentin oder des Gemeindereferenten kämen. Bei der jüngsten Aussendung hätten viele die pastorale Ausbildung erst mit Mitte oder Ende 30 begonnen, nachdem sie bereits in einem anderen Beruf tätig waren. „Wir haben individuelle Zugangswege mit interessanten Biografen. Es sind Menschen, die viel mitbringen“, sagte der Bischof. Er persönlich lege großen Wert darauf, dass die Absolventen teamfähig seien und mit ihren Begabungen eine tragende Rolle im Team übernehmen können. Mit Blick auf die Ausbildung warb er für mehr Zusammenarbeit. „Es gibt Kompetenzen, die jeder braucht. Auch angesichts der sinkenden Zahl an Interessenten müssen wir Dinge zusammenführen.“ Eine Teilnehmerin erklärte, man müsse alle pastoralen Berufsgruppen „gemeinsam auf den Lernweg schicken“. Man dürfe „nicht aus Verzweiflung alle Qualitätsstandards fahren lassen“, warnte ein anderer.
Sehr interessiert waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Engagement des Bischofs in der Würzburger Bahnhofsmission. Er mache dort „ganz normal Dienst, vier Stunden im Monat“, erzählte der Bischof. „Man trifft Leute, die man sonst nicht treffen würde. Nach meinem ersten Dienst habe ich diese Leute zum ersten Mal bewusst in der Stadt gesehen.“ Er habe große Hochachtung davor, wie wohnungslose Menschen ihr Leben meistern und ihrem Tag eine Struktur geben. Zugleich sei die Bahnhofsmission „ein vorbildliches Mitmachprojekt. Hier gibt es die Studentin und den Angestellten, den Muslim und Leute, die an gar nichts glauben. Sie wollen etwas zurückgeben. Genau das ist die Zukunft.“ Kirche könne nicht mehr alles machen, aber sie könne Plattformen bieten, bei denen möglichst viele Menschen mitmachen können. „Wo ist bei Euch in Euren Pastoralen Räumen dieser Brennpunkt?“
Seine eigene Ausbildung sei „sehr studienintensiv“ gewesen, sagte Bischof Jung. Er habe viel von seinen Kollegen und durch „Learning by Doing“ gelernt. Aber es bringe meist mehr, seine Erfahrungen auch zu reflektieren. Heute gebe es dazu viele Möglichkeiten, etwa durch Coaching oder Supervision. Er empfahl allen, die eine pastorale Ausbildung absolvieren, Zeiten der Reflexion einzulegen, um sich klar zu werden „was man gerade macht und wo man gerade steht“.
Im Studienteil plädierte Professor Beck für eine am Gemeinwohl orientierte Pastoral, berichtete Pastoralreferentin Gabriele Saft, Mentorin im Zentrum für Theologiestudierende und zukünftige Pastoralreferentinnen und -referenten (ZThPR). Ausgehend von einem Blick auf die Gegenwart, der die Spannung zwischen einer spätmodernen Unübersichtlichkeit und der Sehnsucht nach Struktur und Eindeutigkeit aufzeigte, brachte er aktuelle soziologische Erkenntnisse ein. Er stellte die Frage nach der Risikofreudigkeit in der Pastoral. Ein angstfreier Umgang mit Pluralität und Ambiguität sei angesagt. Zum christlichen Glauben gehöre eine Risikokultur, die biblisch sowie kirchengeschichtlich bereits belegt sei: „Karl Rahner schrieb vom Glauben als Wagnis. Risikofreude, um den Lebensrealitäten der Menschen zu dienen, ist ein Kennzeichen der Christen.“
Im Rahmenprogramm machten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem auf einen abendlichen Stationenweg durch den Kiliansdom, blickten bei einer „Schlenderweinprobe“ hinter die Kulissen des Juliusspitals oder hörten bei einer Stadtführung von Rebellen, Reformern und Visionären Würzburgs, die für eine bessere Welt kämpften und Zeichen hinterließen.
sti (POW)
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