Würzburg (POW) Als der Name des neuen Bischofs von Würzburg verkündet wird, ist es für einen Sekundenbruchteil still im Würzburger Kiliansdom. Das Getuschel verstummt, alle Augen sind auf Diözesanadministrator Weihbischof Ulrich Boom gerichtet. „Ich freue mich, dass nach fünf Monaten Sedisvakanz heute der neue Bischof von Würzburg in Rom bekannt gegeben wird“, sagt der Weihbischof. Er dankt Papst Franziskus und dem Apostolischen Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović dafür, dass der Bischofsstuhl von Würzburg in „einer doch kurzen Zeit“ wieder besetzt worden sei. Dann holt er tief Luft und liest vor: „Hiermit beehre ich mich, Ihnen mitzuteilen, dass am Freitag, dem 16. Februar 2018, um 12 Uhr, in Rom die Nachricht veröffentlicht wird, dass Seine Heiligkeit Papst Franziskus den Hochwürdigen Herrn Domkapitular Dr. Franz Jung, Generalvikar des Bistums Speyer, zum Bischof von Würzburg ernannt hat.“ Langer und herzlicher Applaus erfüllt den Dom.
Der Zeitpunkt der Verkündigung war erst am Freitagmorgen bekannt geworden, doch die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die ersten Menschen sitzen bereits eine halbe Stunde vor der Verkündigung im Dom. Kurz vor Beginn des Angelus-Gebets haben sich fast 800 Menschen eingefunden. In den beiden vorderen Reihen haben das Würzburger Domkapitel und Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann Platz genommen. Fotografen und Kamerateams verfolgen jeden Moment des Geschehens. Während des Angelus-Gebets steigt die Spannung spürbar an, bis Weihbischof Boom das Schreiben von Erzbischof Eterović verliest.
In einer kurzen Ansprache skizziert Weihbischof Boom die enge Verbundenheit zwischen den Bistümern Würzburg und Speyer. Immer wieder habe es Priester aus der Diözese Würzburg gegeben, die zu Bischöfen von Speyer ernannt worden seien. Als Beispiele nennt er Kardinal Michael Faulhaber aus Heidenfeld und Bischof em. Anton Schlembach aus Großwenkheim. „Jetzt kommt ein Priester der Diözese Speyer zu uns. Nehmen wir ihn mit ganzem Herzen auf und an“, fordert der Weihbischof die Gläubigen auf. Dann zitiert er aus seinem Geistlichen Wort zur Fastenzeit. Darin habe er geschrieben, dass der neue Bischof „glaubensstark vorangehen, hoffnungsfroh unter uns sein und liebevoll uns nachgehen“ solle. „Ich wünsche uns allen, dass uns dies miteinander und mit unserem neuen Bischof gelingt.“ Abschließend bittet Weihbischof Boom um Gottes Segen für die Menschen im Bistum und den neu ernannten Bischof: „Stärke ihn für den Dienst der Leitung und schenke ihm die Kraft deines Geistes. Stehe du ihm bei, damit er die ihm Anvertrauten im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe stärkt.“
Unmittelbar nach der Ernennung wird bereits eifrig über den neuen Bischof diskutiert. „Ich glaube, es ist der richtige Mann am richtigen Ort“, sagt beispielsweise Bischof em. Dr. Friedhelm Hofmann. Jung sei jemand, der das Herz auf dem richtigen Fleck habe. Er sei sehr bescheiden und den Menschen zugewandt. „Ich freue mich, dass die Ernennung so schnell ging. Wir sind schneller dran als Hildesheim. Das spricht auch für das Bistum Würzburg“, sagt Bischof Hofmann. „Ich freue mich riesig, dass wir einen erfahrenen Mann aus der Pastoral bekommen“, kommentiert Weihbischof Boom die Entscheidung des Papstes. „Der neue Bischof ist ein sehr besonnener Mensch, der entscheiden kann und auch fröhlich sein kann. Weil er sehr jung ist, haben wir somit einen Bischof, der über 20 Jahre bei uns bleibt. Er wird seine theologischen Kenntnisse, seine Erfahrung in der Pastoral und in der Verwaltung einbringen können. Es muss im Bistum in der Verwaltung wie in der Verkündigung stimmen.“
Karl-Peter Büttner, Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, kennt den neuen Bischof nicht persönlich. „Aber es eilt ihm ein guter Ruf voraus, unter anderem, dass er Erfahrung hat in Dingen, wie sie uns derzeit bei der ,Pastoral der Zukunft‘ beschäftigen“, sagt er. Der Diözesanrat werde den neuen Bischof nach Kräften unterstützen. „Es freut mich außerdem, dass es diesmal andersherum läuft und wir jemanden aus dem Bistum Speyer bekommen statt umgekehrt. Die Pfälzer und die Franken sind einander gemütsmäßig ja verwandt.“ Über die schnelle Bekanntgabe des neuen Bischofs freut sich Elisabeth Amrhein, Bildungsreferentin beim Familienbund der Katholiken (FdK) im Bistum Würzburg. „Ich wünsche mir, dass der neue Bischof versucht, zu verstehen, wie es den Menschen heute geht, und herausfinden will, was diese Menschen brauchen. Und dann gemeinsam mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Bistums Wege findet, den Gläubigen die Botschaft so nahebringen zu können, dass sie für deren Leben ein Gewinn ist.“
Marianne Grave ist eigens aus dem Würzburger Stadtteil Lengfeld in den Kiliansdom gekommen. „Ich wünsche dem neuen Bischof, dass er offen für soziale Fragen, für die Kunst und die Musik ist. Vor allem aber, dass er echtes Interesse an den Menschen hat“, sagt sie. Viele gute Wünsche für den neuen Bischof hinterlassen die Gläubigen auch auf der Facebook-Seite des Bistums Würzburg. „Mögen unsere Frankenapostel stets ihre schützende Hand über ihn halten“, schreibt ein User. Viele weitere bitten um Gottes Segen für den neuen Bischof. „Ich war bei der Verkündigung im Dom dabei, es war sehr ergreifend“, schreibt ein anderer Facebook-Nutzer. „Sein Nachname verbindet ihn ja schon mal ganz genial mit uns“, stellt die Jugendkirche „kross“ aus Schweinfurt fest und schreibt: „Wir freuen uns, ihn kennenzulernen und ihn dann bald auch bei uns einmal begrüßen zu dürfen!“
sti/ch/mh (POW)
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